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Folterkammer: Weibermacht (Review)
Artist: | Folterkammer |
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Album: | Weibermacht |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Extrem-Metal |
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Label: | Century Media / Sony | |
Spieldauer: | 45:41 | |
Erschienen: | 19.04.2024 | |
Website: | [Link] |
Als Gesangstalent mit einem Hang zum Ausloten von Grenzen zog es die gebürtige Schweizerin Andromeda Anarchia nach New York, wo bekanntlich eine lebendige Jazz- und Avantgarde-Szene mit jahrzehntelanger Geschichte existiert. Beobachter der progressiven Black-Metaller Imperial Triumphant kennen sie als Gastsängerin auf deren Alben, Gitarrist Zachary Ezrin unterstützt sie wiederum bei ihrem eigenen Metal-Projekt FOLTERKAMMER, in dessen zweites Album das renommierte Label Century Media anscheinend große Hoffnungen setzt - soviel vorweg, Respekt vor dem Release derart schwer verkäuflicher Musik.
Angepriesen wird "Weibermacht" als Mischung aus sinfonischem Black Metal mit Jazz- und Opern-Elementen, was für Hardliner bereits ein guter Grund sein dürfte, die Flucht zu ergreifen. Auf alle Fälle sieht man sich mindestens entsetzt beziehungsweise enttäuscht von der Platte, wenn man die eher dem Prog-Rock-Bereich zuzurechnende 2018er EP "Andromeda Anarchia's Darkmatters" kennt, wobei es sich quasi um den Solo-Vorläufer der Band handelte. Genaugenommen führt die Platte die Linie des 2021 in einer kleinen physischen Auflage erschienenen Debüts "Die Lederpredigt" fort und taugt als Pendant zur Jazz-Metal-Wanderoper "La Suspendida", an der Andromeda ebenfalls beteiligt ist.
Dass man zur Beschreibung der Musik noch Barockmusik ins Feld führt, lässt sich auf einige tänzerisch melodische Passagen und Cembalo-Einlagen zurückführen, doch davon abgesehen entspricht der auf "Weibermacht" verwendete Werkzeugkasten dem, womit gängige Extrem-Metal-Combos ihre Songs zusammenschrauben. Andromeda zieht dabei alle Register von Fauchen und Grollen übers Kreischen bis zu Soprangesang, was an einen Zwitter aus Nina Hagen und Diamanda Galás denken lässt. Insgesamt sind auch Opera IX aus Italien beziehungsweise deren Frontfrau Cadaveria eine stichhaltige Referenz.
Müßig zu erwähnen, dass dieses Gemisch in weiten Teilen exaltiert und überspannt anmutet - "uneasy listening" eben, um wieder auf den Waschzettel der Plattenfirma zu verweisen. Unter rein kompositorischen Gesichtspunkten reißt die amerikanisch-schweizerisch-französische Gruppe offengestanden keine Bäume aus; wer die bereits ausgekoppelten Singles kennt, kann sich den Rest dazudenken. Es sind tendenziell längere und gerade in puncto Tempo (Blastbeats, Doom-Parts) relativ abwechslungsreiche Songs mit verhältnismäßig rauer Produktion und einer überschaubaren Zahl aufhorchen lassender Details, etwa wenn der Bass virtuos im Untergrund brummelt oder Ezrin eines seiner abgefahrenen Solos vom Stapel lässt. Und grenzwertiger als das gewollt provokante Textthema BDSM ist in Wirklichkeit Andromedas Darbietung.
Dass ihre Stimme etlichen potenziellen Hörern auf die Nerven fallen wird, soll kein Bewertungskriterium sein. Unterm Strich haben FOLTERKAMMER aber außer einem fesselnden (hihi…) Konzept und einem soliden Black-Metal-Verschnitt mit angenehm ruppigem Sound nicht viel zu bieten. Verstörend, wie behauptet wird, wirkt. hier nichts. Die Coverversion 'Venus In Furs' von New Yorks vermutlich hässlichster Artrock-Ausgeburt The Velvet Underground und Nico ist folgerichtig und auf positive Weise fürchterlich anzuhören - was im Sinne von FOLTERKAMMERs musikalischer Satzung sein dürfte.
FAZIT: Andromeda Anarchia und FOLTERKAMMER stecken voller Potenzial, sind schwer begabt und nicht unsympathisch, ihr zweites Album "Weibermacht" schöpft dieses Potenzial als schrilles Black-Metal-Album im weitesten Sinne nicht aus. Im Übrigen würde es hier den Rahmen sprengen, sich im Zusammenhang mit Gewaltfantasien wie 'Das Peitschengedicht' über das Geschwafel von "bitch power" und "female empowerment" auszulassen; kluge Interviewer werden das hoffentlich mal ansprechen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Anno Domina (05:36)
- Leck Mich! (04:57)
- Die Unterwerfung (06:16)
- Küss mir die Füße! (07:09)
- Algolagnia (06:31)
- Herrin der Schwerter (05:21)
- Das Peitschengedicht (05:06)
- Venus In Furs (Cover Version) (04:37)
- Bass - Laurent David
- Gesang - Andromeda Anarchia
- Gitarre - Zachary Ezrin, Darren Hanson
- Schlagzeug - Brendan McGowan
- Weibermacht (2024)
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keine Interviews